Kritische Betrachtung zu den verstärkt aufkommenden synthetischen Diamanten

 

In der Schmuckbranche kommen vermehrt synthetische Diamanten zum Einsatz und überschwemmen unbemerkt den Markt. Diesen Umstand wollen wir zum Anlass nehmen, dieses Thema der synthetischen Diamanten näher zu beleuchten.

 

Die Entscheidung zum Kauf für einen natürlichen oder synthetischen Diamanten muss natürlich jeder für sich entscheiden. Die Entscheidung sollte jedoch bewusst auf Basis von objektiven Parametern getroffen werden.

 

 

 

Bei der tieferen Recherche zu synthetischen Diamanten wird klar, dass die Anbieter mit ganz bestimmten Schlagwörtern agieren, um die synthetische Ware in den Markt zu pushen. Diese Marketingstrategie mit Marketingargumenten soll hier näher unter die Lupe genommen werden.

 

 

Marketingargument 1: 100%: Konfliktfreiheit

 

Konfliktfreiheit trifft ebenso für natürliche Diamanten zu. Seit 2003 ist der sogenannte Kimberley-Prozess offiziell in Kraft, das heißt, es dürfen nur solche Rohdiamanten gehandelt werden, für die offizielle Herkunftszertifikate des jeweiligen Ursprungslandes vorliegen. Ein Handel mit sogenannten „Blutdiamanten“, welche zur Finanzierung von Kriegen verwendet wurden, ist untersagt und wird von den Zollbehörden äußerst streng kontrolliert.

 

 

 

Marketingargument 2: Nachhaltigkeit

 

Das Argument, ob eine Ware nachhaltig hergestellt oder weiterverarbeitet wurde, ist schwer zu definieren und wird oft kontrovers diskutiert. Fraglich ist, ob die industrielle Fertigung eines Produkts nachhaltiger als der Abbau eines bereits vorhandenen Rohstoffs ist. Nachhaltigkeit wird zumeist mittels einer zukunftsorientierten Ausrichtung definiert. Fakt ist jedoch auf jeden Fall, dass die industriellen Anwendungsmöglichkeiten von Diamanten steigen. Der Bedarf an industriell genutzten Diamanten kann daher durch den natürlichen Abbau nicht mehr gedeckt werden.

 

 

 

Marketingargument 3: Umweltfreundlichkeit

 

Durch den Abbau von Diamanten wird die Natur in den betroffenen Gebieten beschädigt. Die primären Abbaugebiete sind Russland, Australien, Kanada in vielen Ländern in Afrika zu finden. In den besagten Ländern ist der Diamantabbau ein immenser wirtschaftlicher Faktor und schafft für die Menschen vor Ort einen gewissen Wohlstand.

 

Fertigungsstätten für synthetische Diamanten findet man ausschließlich in Industrieländern. Die größten Produzenten findet man in China, Indien, Russland und den USA.

Die CO2-Bilanz eines natürlichen Diamanten ist um 62% besser im Vergleich zu einem synthetischen Diamanten gleicher Größe.

 

Für die Herstellung eines synthetischer Diamanten werden pro Karat 511 kg CO2 erzeugt. Bei der Entstehung eines natürlichen Diamanten wurden ca. 160 kg. CO2 erzeugt, also weniger als 1/3 der CO2-Menge.

 

Für die Herstellung synthetischer Diamanten wird zudem immens viel Energie benötigt. Diese Zahlen wurden seitens Truecost.com ermittelt, nachzulesen unter

 

https://www.trucost.com/publication/the-socioeconomic-and-environmental-impact-of-large-scale-diamond-mining/

 

 

 

Marketingargument 4: Stoffliche Identität

 

Die Grundsubstanz von synthetischen Diamanten basierend auf Kohlenstoff ist auf den ersten Blick identisch mit der eines natürlichen Diamanten, dies trifft zu. Jedoch gibt es einen entscheidenden Unterschied: ein synthetischer Diamant hat nicht die identischen Eigenschaften die eines natürlichen Diamanten.

 

 

 

1. Ein synthetischer Diamant hergestellt im HPHT-Verfahren (High pressure - high temerature)  hat die Struktur eines Kubo-Oktaeders, welcher in der Natur bei Diamanten nicht vorkommt. Dies ist sogar optisch unter dem Mikroskop, Lupe und teils auch mit dem bloßen Auge unter UV-Licht zu sehen. Der Würfel und/Kreuz wird auf dem Diamanten sichtbar.

 

 

 

2. Ein synthetischer Diamant hergestellt im CVD-Verfahren hat eine unverkennbare kristalline Struktur, welche ebenfalls unter dem Mikroskop zu identifizieren ist.

 

 

 

3. 98% aller farblosen Diamanten haben einen Stickstoffanteil, welche einen Diamanten als Typ Ia kategorisiert. Synthetische Diamanten entsprechen dem Typ IIa und sind somit ohne oder einem sehr geringen Stickstoffanteil.

 

 

 

4. Nur 1/3 der natürlichen Diamanten fluoreszieren, synthetische Diamanten fluoreszieren meist und vor allem völlig anders als bei natürlichen Diamanten. Sie fluoreszieren im kurzwelligen UV Licht mehr als im langwelligen UV Licht.

 

 

 

5. Synthetische Diamanten sind phosphoreszierend und leuchten nach einer Anregung mit UV-Licht teils noch mehrere Minuten nach. Phosphoreszierende natürliche Diamanten gibt es äußerst selten und die phosphoreszierende Wirkung hält nur wenige Sekunden an.

 

 

 

6. Synthetische Farbdiamanten haben meist eine optisch stark erkennbar andere Farbgebung als Ihre natürlichen Vorbilder. Synthetische oder behandelte Diamanten sind von Fachleuten oft mit dem bloßen Auge zu erkennen. 

 

 

 

7. Eigentlich der spannendste Punkt sind die von allen Diamantliebhabern verachteten Einschlüsse.

 

Einschlüsse bei natürlichen Diamanten gehören in der Regel mit dazu. Darin verbirgt sich die millionenalte Geschichte des Diamanten und der Umgebung, in welcher dieser gewachsen ist. Synthetische Diamanten haben auch Einschlüsse, aber diese sind oft metallischer Art basierend auf dem künstlichen Herstellungsprozess. Eines der einfachsten Erkennungsmerkmale eines synthetischen Diamanten mit Einschlüssen ist eine Prüfung mit einem Stabmagneten. Den Diamanten auf ein Stück Papier in einem kleinen Gefäß mit Wasser legen und mit dem Stabmagneten testen, ob sich das Papier mit dem Diamanten bewegen lässt. 

 

 

 

Zusammenfassung und Beurteilung der Situation:

 

Die synthetischen Diamanten werden den Markt erobern, denn das Marketing der großen Unternehmen wird uns Verbraucher die oben genannten "Vorteile" entsprechend verkaufen. Die Schmuckstücke werden zwar etwas günstiger, aber die signifikanten Preisvorteile beim Einkauf der Rohware wird nicht in dem Maße an den Verbraucher weitergegeben. Als Verbraucher muss man sich deshalb im Klaren sein, dass man bei einem etwaigen Wiederverkauf fast nichts mehr für die verbauten Steine bekommen wird. Aktuell liegen bereits die Preise eines synthetischen Diamanten im Einkauf bei 20% im Vergleich zu einem natürlichen Diamanten. Bei farbigen Diamanten ist der Unterschied noch um einiges höher.

Bei DeBeers Lightbox bekommt man momentan 1 Karat farbloser oder farbiger synthetischer Diamant für 800 $.

 

Bisher war die Entscheidung, Diamantschmuck zu kaufen, eine Entscheidung, welche wohl überlegt werden musste. Es hatte eine Wertigkeit für den Käufer und war ein sehr geschätztes Geschenk. 

 

Zukünftig wird durch den Einsatz der synthetischen Diamanten die Schmuckindustrie angekurbelt: Es kann mehr vermeintlich hochwertige Ware in den Verkauf gebracht werden.

 

Für die Liebhaber von natürlichen Diamanten wird sich insofern nur ändern, dass mehr Personen Diamanten tragen werden. Die wahre Wertigkeit wissen nur die Besitzer selbst.

 

 

 

Zum Werterhalt wird zeitnah ein weiterer Blog folgen.

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